Wenn im Eisregen und bei Sturmböen die Friedensglocke auf dem Fichtelberg läutet

Dieser Sonntag vor „Drei Heilige Könige“ war ein besonderer Tag, ein Tag der Dreifaltigkeit des Wetters“.

Als wir uns von der (Nach)Feier des 25-jährigen Dienstjubiläums von Matthias Barth in Thum und einem ausgiebigen Frühstück, in die zwickende Winterkälte begaben, ahnten wir noch nichts von dem Wetterphänomen, das uns erwarten sollte.

Gleich hinter Thum ging es in den herrlichen weißen Winterwald. Knisternd knirschte der Schnee unter den dicken Stiefeln, als wir durch den Wald stapften und unser Hund aufgeregt durch den Schnee sprang, der hinter ihm aufwirbelte. Es waren Winterfreuden pur.

Das Ziel des Tages war der Besuch von Gerd und Jörg, Türmer und Nachtwächter zu Schwarzenberg, in deren neuem Glockenmuseum in der alten Schule in Tellerhäuser.

Doch je höher wir kamen, um so wärmer (!!!) wurde es und der Schneefall ging in Eisregen über, der die festgefahrene Schneedecke auf der Straße zur Eisbahn machte. Doch glücklich standen wir schließlich inmitten der größten privaten Glockensammlung Deutschlands von Gerd und Jörg.

Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee zog durch die alte Schule aus der Küche und dampfend servierte ihn Gerd, der gerade noch den Gottesdienst in Schwarzenberg musikalisch umrahmt hatte.

Jörg hatte uns zwischenzeitlich die Ausstellung zur weltweit einzigartigen Rindenschnitzerei und Gerd seine „Puppenstuben“ aus Ur-Großmutters Zeiten gezeigt. Liebevoll haben Gerd und Jörg dies in einer sehenswerten Ausstellung zusammengetragen. Ein besonderer Höhepunkt, eine unglaubliche Ehre, war für Bo, meine Frau, und mich als Gerd auf dem Harmonium der „neuen“ Johanngeorgenstädter Kirche, das beide vor der Zerstörung retten konnten, spielte.

Nachdem (kurze) Zeit für Kaffee und Kuchen geblieben war, wurden, pünktlich zu Drei, die großen Glocken im Freien, geläutet. Es ist eine große Ehre, die beide uns erwiesen und als Gerd uns schließlich noch in die Klangwelt der Glocken einweihte und diese hören ließ, waren wir in eine „neue – andere – Klangwelt“ entführt.

So viel Liebe zum Detail der Glockentöne war mir bis dahin unvorstellbar, der in einem großen Orchester bisher immer glaubte nur „Triangel“ spielen zu können. Seit heute Nachmittag weiß ich aber, dass die Klangwelt einer Triangel weit mehr ist, als ich erlernen könnte – DANKe Gerd.

Doch die Zeit drängte, zumal der Eisregen sich verstärkt hatte und die Straße von Tellerhäuser zum Fichtelberg zur Eisbobbahn geworden war. Doch wir wollten pünktlich zum Friedensgeläut auf dem Fichtelberg sein und so schlitterten wir den Berg hinauf. Oben angekommen, war der Schnee zu einer spiegelglatten Eisbahn geworden, Fichtelberghaus, Wetterstation und Bergstation der Fichtelbergbahn erahnten wir in den Wolken und zu dem Eisregen hatten sich Sturmböen gesellt. Während Jörg versuchte die Glocke von Schnee und Eis zu befreien, damit sie „ein wenig klingt“, hatte Gerd Horn und Sprachrohr am Schneezaun angehangen.

Unsere Dienstmäntel wehten im Sturm und die Kragen schlugen uns um die Ohren. Der Eisregen war nicht nur auf Gerds Horn gefroren, sondern erste Eiszapfen bildeten sich am Saum unserer Mäntel aus denen es mittlerweile tropfte. Doch der Friedensruf von Gerd, unterstützt (diesmal) von mir, und der zehnminütige Glockenschlag übertönte Sturm und Regen und das Klatschen der Handvoll Gäste war nicht nur DANK, sondern durchblutete auch die Hände und ließ das Eis von der Außenseite der Handschuhe abplatzen.

„Wenn im Eisregen und bei Sturmböen die Friedensglocke läutet“, dann ist es ein Gefühl, das unter die Haut geht und das zu erleben, ich jedem Zunftbruder wünsche.

Zum Auftauen ging es für uns vier schließlich in die „Anton Günther Baude“ nach Böhmen, um bei Tee (ich trank dann doch ein Böhmisches Pilsner) und Böhmischen Knödeln zu stärken und im Warmen einen Blick zurück und viele nach vorn auf 2025 und die Nachtwächter und Türmerwelt zu werfen.

Ach ja, mittlerweile haben wir es frühe Nacht und die Quecksilbersäule ist auf acht Grad Celsius geklettert. Es regnet in Strömen und der Schnee ist morgen schon am Morgen Schnee von gestern.

DANKE Gerd und Jörg für diesen Sonntag im Dreiklang der Disharmonie des Wetters  – voller Harmonie und menschlicher Wärme mit Euch beiden, sagen Bo & Frank